Die neue Zweigwerkstätte Denzlingen der Caritaswerkstätten St. Georg vereint Dienstleistungen im Montage- und Konfektionierungsbereich mit einem inklusiven Café. Hinzu kommen 32 Wohnheimplätze für Auszubildende des Caritasverbandes Freiburg-Stadt e. V. sowie für junge Menschen, die ein FSJ oder einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Am 11. Mai 2023 wurde die Werkstätte feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt und von Weihbischof Christian Würtz geweiht.
Denzlingen. Lebendige Stimmung herrschte beim Sektempfang vor dem neuen, modernen Gebäude der Caritaszweigwerkstätte Denzlingen. Gelegen ist sie am Rande des Gewerbegebietes in fußläufiger Entfernung zum Bahnhof. Rund 150 Gäste tauschten sich angeregt aus, bis ein plötzlich einsetzender Regenschauer sie in das neben der Werkstätte aufgebaute Festzelt trieb. Saxofonist Mike Schweizer zog mit einem langgezogenen Intro die Aufmerksamkeit auf sich, beruhigte das Stimmengewirr und eröffnete die Feierlichkeiten mit einem Jazz-Standard, begleitet von Gitarrist Peter Kleindienst.
Alles beginnt mit einem Gedanken
„Bis eine solche Werkstätte steht, vergehen Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte – und es beginnt mit einem Gedanken“, sagte Rainer Gantert, Vorstandvorsitzender des Caritasverbandes Freiburg-Stadt, in seiner Ansprache. Er begrüßte und würdigte all jene, die sich unermüdlich für die Entstehung der Zweigwerkstätte Denzlingen eingesetzt haben. Schließlich sei der Neubau in Denzlingen nicht als Ersatz für ein älteres Gebäude entstanden, sondern komplett neu konzipiert worden.
Wichtig sei es, dass die Menschen mit Behinderung von Anfang an teilhaben konnten und bei der Gestaltung der Einrichtung beteiligt seien. Mit dem Architekten Klaus Limberger habe man schon bei anderen Werkstätten und Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung zusammengearbeitet. Er – mittlerweile „Sozialarbeiter ehrenhalber“ – wisse, worauf es beim Gestaltungsprozess ankomme, betonte Rainer Gantert in seiner Begrüßung. Außerdem dankte Gantert allen am Prozess Beteiligten: Landrat Hanno Hurth stellvertretend für die Verantwortlichen aus dem Landkreis Emmendingen, dem Bürgermeister Markus Hollemann und den Mitgliedern des Gemeinderates von Denzlingen sowie allen beteiligten Bauunternehmen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Seit der Entstehung der sogenannten „beschützenden Werkstätten“ in den 1960er Jahren – immerhin nur 15 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft – haben sich die Zeiten geändert. „So richtig das damals war, so sehr brauchen wir heute einen anderen Ansatz.“ Menschen mit Behinderung sollen heute dort arbeiten, wo andere auch arbeiten. Und sie stellen Produkte her, die sich auf dem Markt bewähren müssen und können. Zudem habe der Caritasverband einen ganzen Fächer an Angeboten: von der Begleitung, Weiterbildung und Förderung von Menschen mit Behinderung über die verschiedenen Arbeitsangebote in den Werkstätten bis hin zur Inklusion in den sogenannten ersten Arbeitsmarkt. „Das ist eine anspruchsvolle Arbeit, die nur mit Ihnen allen hier gelingen kann“, schloss der Vorstandsvorsitzende Rainer Gantert seine Begrüßung.
Am Arbeitsleben teilnehmen
„Arbeit spielt eine besondere Rolle in unserer Gesellschaft für ein selbstbestimmtes Leben“, sagte Landrat Hanno Hurth in seinem Grußwort. „Auch für Menschen mit Beeinträchtigungen ist es wichtig, am Arbeitsleben teilzunehmen.“
Er sei überzeugt, dass die Aufwendungen der Eingliederungshilfe in dieser neuen Werkstätte gut angelegt seien, so Hurth. „Der Caritasverband ist seit Jahrzehnten ein erfahrener Partner, mit dem wir vertrauensvoll zusammenarbeiten.“ Die Werkstätten gehörten selbstverständlich zum sozialen wie auch zum wirtschaftlichen Leben im Landkreis dazu.
Eröffnung des inklusiven Cafés am 15. Mai
Denzlingens Bürgermeister Markus Hollemann betonte, wie lange der Planungsprozess schon andauere: „Seit 2014 führten wir Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen, mit dem Wirtschaftsministerium, mit dem Sozialministerium, um diese Werkstätte zu realisieren.“ Er sei sehr froh, dass dies nun gelungen sei und schon in wenigen Tagen, am 15. Mai, auch das inklusive Café öffnen könne.
Einrichtungsleiter Patrick Schade schloss sich seinen Vorrednern an: „Ich freue mich darauf, diese wunderbare Einrichtung der Öffentlichkeit vorzustellen.“ Im inklusiven Café werde es neben selbstgebackenem Kuchen als Spezialität auch Kaffee aus der hauseigenen Rösterei geben. Eine weitere Besonderheit der Denzlinger Werkstätte sei das angeschlossene Wohnheim mit 32 Plätzen für junge Menschen, die ein FSJ oder einen Bundesfreiwilligendienst absolvieren, sowie Auszubildende des Caritasverbandes.
Patricia Christensen, Tina Klingler und Michael Blind vom Werkstattrat, der die Anliegen der Beschäftigten vertritt, waren von Beginn an dabei: Patricia Christensen erzählte mit großer Freude von der gemeinsamen Fahrt mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Egon Engler nach Stuttgart, um die Genehmigung für den Bau der Werkstätte persönlich entgegenzunehmen. „Außerdem war ich beim ersten Spatenstich dabei“, fügte sie begeistert hinzu.
Feierlicher Segen für die Menschen und das Gebäude
Anschließend folgte die feierliche Einweihung der Caritaswerkstätte Denzlingen durch Weihbischof Christian Würtz. Er erbat Gottes Segen für dieses Haus und insbesondere für die Menschen, die es mit Leben erfüllen, die hier arbeiten und wohnen. Er zitierte den Römerbrief des Apostels Paulus: „Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt, denn alle anderen Gebote sind in dem Satz zusammenfasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Doch im Alltag sei das gar nicht immer so einfach mit der Nächstenliebe. „Dann ist es gut, dass wir hohe Ideale haben“, sagte Weihbischof Würtz. „Auch wenn wir manchmal dahinter zurückbleiben, so sind sie doch ein steter Antrieb.“
Weihung aller Räumlichkeiten
Bei einem Rundgang durch sämtliche Abteilungen der Werkstätte weihte Weihbischof Christian Würtz alle Räumlichkeiten. Begleitet wurde er unter anderem von einer Delegation aus Werkstattrat und Einrichtungsleitung, die die unterschiedlichen Bereiche erklärten.
Start war im hell und freundlich gestalteten Café, dann ging es durch die Werkstattbereiche. Aktuell führen die Beschäftigten hier diverse Verpackungs- und Montagearbeiten durch, beispielsweise stellen sie Zubehör für Pflanzschalen zusammen und montieren Wasserhähne. Einen wichtigen Bereich soll in Zukunft die Verpackung von Gewürzen darstellen, die Maschine für das automatische Abwiegen ist schon bestellt. Außerdem wird eine zweite Röstmaschine für Kaffee hinzukommen, um das Angebot noch zu erweitern. 50 Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen konnten so geschaffen werden.
Im Nebengebäude ist der Förder- und Betreuungsbereich für 30 Menschen mit Mehrfachbehinderung. Hinzu kommt der Wohnbereich für Auszubildende und Teilnehmende an Freiwilligendiensten in den Diensten und Einrichtungen des Caritasverbandes. „Unsere Beschäftigten mit Behinderungen wohnen nicht hier, sondern in ihren Familien, im Wohnheim oder auch selbständig“, sagte der stellvertretende Einrichtungsleiter Tobias Bier. „Es ist gewollt, dass auch sie einen Arbeitsweg haben und somit einen strukturierten Arbeitstag.“
Tina Klingler vom Werkstattrat erläuterte ihren Aufgabenbereich so: „Die Beschäftigten kommen zu uns, wenn sie Themen haben oder ihnen etwas auf der Seele liegt. Wir versuchen dann immer, eine Lösung zu finden.“ Dafür gibt es regelmäßige Sitzungen mit der Einrichtungsleitung aber auch mit dem gesamten Team und allen Beschäftigten.
Einen gelungenen Abschluss fanden die Einweihungsfeierlichkeiten bei Häppchen und Getränken im inklusiven Café. Lebhafte Gespräche mit Mitarbeitenden, Beschäftigten und Verantwortlichen aus dem Caritasverband zeigten – es ist eine starke Gemeinschaft, die hier wirkt, lebt und arbeitet.
Freiburg, 16.05.2023
Quelle:
Caritasverband Freiburg-Stadt e.V.
Redaktion: Karin Jehle
Fotos: Raphael Pietsch