Wie beurteilen Sie die Gemeindepolitik der vergangenen Jahre?

Daumen hoch – wir haben Vieles erreicht. Nur einige Beispiele aus einer langen Liste: Stärkung Ehrenamt durch Bürgerpreis, Fertigstellung des Schwimmbadumbaus MACH´ BLAU, Kauf von Strom- und Gasnetz (Re-Kommunalisierung), Verhinderung Erdaushubdeponie, Bau von Sozialwohnungen, Gründung BürgerEnergiegenossenschaft, massiver Ausbau Kinderbetreuungsplätze, Stärkung Handel und Weiterentwicklung Ortsmitte mit finanzieller Hilfe vom Land, zahlreiche Bürgermitwirkungsprozesse, Verhinderung der Streichung des Haltes des Regionalexpresses in Denzlingen, Gründung Bürgerstiftung, Gesamtentwicklungskonzept 2030 u.v.m..

Was war gelungen?

Dass wir alle, trotz der schwierigen Situation nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise zu Beginn meiner Amtszeit nicht in Panik oder Lethargie verfallen sind, sondern uns aus eigener Kraft, mit Augenmaß und Vernunft selbst ans sichere Ufer gerettet haben. Dass dabei noch bleibende und notwendige Infrastruktur für die Sicherheit der Bürger z.B. Neubau Rettungszentrum oder die Gesundheit der Bürger z.B. Neubau Ballsporthalle (3 Mio. €) oder die Zukunft der Kinder z.B. energetische Sanierung Bildungszentrum, Neubau Mensa oder Neubauten/Erweiterungen/Unterhalt Kindertagesstätten (2,2 Mio. €) realisiert werden konnten – das freut mich ganz besonders.

Was hat sie geärgert?

Dass manche heute die weltweite und auch in Denzlingen kritische Situation, wie sie 2008 bis 2010 war, einfach ausblenden. Die Gemeinde hatte beschlossen, das Schwimmbad zu sanieren. Zu Beginn des Jahres 2009 hatte die Gemeinde 11 Mio. € Rücklagen. Die abgerechneten Kosten für das Schwimmbad waren 11 Mio. €. Ich bin sozusagen mit leeren Gemeinde-Hosentaschen gestartet. Nebenbei bemerkt: wir haben in meiner Zeit die Schulden der Eigenbetriebe um 1,73 Mio. € reduziert (Eigenbetrieb  Abwasserbeseitigung Schuldenstand 2008: 8,12 Mio. € heute 6,69 Mio. €; Eigenbetrieb Wasserversorgung Schuldenstand 2009: 1,14 Mio. € heute 850 t €). Wie z.B. bei den gut ausgestatteten Kindertagesstätten stehen wir auch bei den Schulden der Eigenbetriebe besser als vor meiner Zeit da. Denzlingen ist stark. Das ist das Verdienst vieler Menschen. Danke dafür.

Kommunalpolitik heißt auch Konfliktbewältigung – welche Strategie verfolgen sie dabei?

Politik heißt immer Konfliktbewältigung – Menschen sind Persönlichkeiten und damit differieren ihre Meinungen, Ziele, Wünsche und Träume. Politik versucht in einem demokratischen Prozess, den größtmöglichen Konsens herzustellen. Natürlich muss die Finanzierung stimmen. Dabei gibt es übergeordnete Rahmenbedingungen, die wir einhalten müssen und nicht ignorieren können. Immer bleiben so manche Anregungen unerfüllt oder werden in die Zukunft verschoben. Das war früher so, ist heute so und wird vermutlich auch in der Zukunft so bleiben.

Worin sehen Sie Ihre Stärken?

Meine Freunde sagen, dass ich immer offen und nicht nachtragend, ehrlich und konfliktfähig bin. Das sind Voraussetzung für das gewissenhafte Zuhören und die Fähigkeit, ausgleichend zu wirken, neue Ansätze zu formulieren, um eben möglichst viele Bürgerwünsche Realität werden zu lassen. Und letztendlich auch die Fähigkeit, nicht einzuknicken, wenn sich ergibt, dass etwas eben nicht oder erst später realisiert werden kann. Als Bürgermeister kann man es nicht immer allen recht machen, das bedeutet, man muss auch standhaft sein können, auch wenn es unangenehm ist und man lieber Harmonie wollte.

An welchen Schwächen wollen Sie noch arbeiten?

Selbstverständlich zähle ich Ihnen hier nicht meine geheimen Schwächen auf, die kennt nur meine Frau. Nein, ernsthaft: das ist sehr privat und ich arbeite, wie Sie, wie jeder Mensch, täglich an mir – mal mit weniger, mal mit mehr Erfolg.

Was ärgert Sie am meisten?

Unvorhersehbare Hindernisse ärgern mich, das war schon immer so, denn ich plane gerne genau und möchte dann rasche, erfolgreiche Umsetzungen.

Worüber können Sie herzlich lachen?

Wenn mich Helmut Kunkler bei der Welschkorngeistershow imitiert.

 

Die Fragen stellte Markus Zimmermann für „Der Sonntag“.

Die Antworten sind vom 29. April 2017