Im Rahmen einer kleinen, der momentanen Pandemie-Lage geschuldeten Feier, erfolgte am Dienstag die offizielle Namensgebung der Verbundschule im Bildungszentrum in die „Ruth Cohn Schule“.
Auf der Suche nach einem passenden Namen für den Schulverbund schloss sich der Schulträger dem Vorschlag des Lehrerkollegiums an und stimmte zu. Vertreter der drei Schulen, Gemeinderäte des Gemeindeverwaltungsverbandes, Bürgermeister Hollemann sowie an der Namensgebung involvierte Lehrkräfte, Elternvertreter, Sekretärinnen und Hausmeister sowie zwei Vertreterinnen des Ruth Cohn Institutes nahmen an der kleinen Feier im Freien teil.

Nach der Begrüßung durch den Realschulleiter Tobias Barth zeigte sich Denzlingens Bürgermeister Markus Hollemann sehr erfreut über die „gelungene Namensfindung“, die für die Schule sehr passend sei. Neben der Diskussion der baulichen Fakten, der Räume und der Ausstattung, die momentan für die Öffentlichkeit ausgelegt ist, sei es auch wichtig darüber nachzudenken, welche Ziele und Prioritäten man im Schulalltag, im Leben miteinander verfolge. Dabei ging Hollemann nochmals auf den anvisierten Neubau ein, der den neuen Anforderungen in der Schulpolitik gerecht werde. „Wir wollen den Kindern und Jugendlichen im Verwaltungsverband alle Bildungsabschlüsse bieten und dazu müssen wir die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.“

Ruth Cohn als Vorbild für die Kinder und Jugendlichen

Sowohl Rektor Tobias Barth als auch Andrea Friske und Irene Klein vom Ruth Cohn Institut informierten näher über die Person Ruth Cohn und ihr Leben. 1912 bei Zwickau als Tochter jüdischer Eltern geboren, machte sie in den frühen 30-er Jahren die ersten Erfahrungen mit Judenhass und Diskriminierung. 1933 flüchtete sie von Berlin nach Zürich, wo sie Psychologie studierte. 1941 wanderte sie in die USA aus. Zusätzlich befasste sie sich auch mit Pädagogik und war in der Lehrerausbildung und Lehrerbegleitung tätig. Besonders gruppendynamische Prozesse und Entwicklungen standen im Mittelpunkt ihrer Forschungen. 1968 kommt sie wieder nach Europa und erhält 1992 das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik.

Ruth Cohn gilt als wesentliche Mitbegründerin der Themen zentrierten Interaktion (TZI). Hier war ihr Anliegen, die Menschen in ihrer positiven Entwicklung zu unterstützen. Dafür notwendig sind laut ihren Aussagen eine Wertschätzung und ein humaner Umgang mit einander, der die Autonomie jedes Einzelnen garantiert. Dazu entwarf sie ein Konzept, das auf effektives Lernen und Arbeiten abzielt. Im Vordergrund immer die Kommunikation im Team und gegenseitiges Anerkennen und Schätzen. Für den Schulalltag könnte das bedeuten, dass jeder Einzelne im Rahmen der Arbeit im Team sein eigenständiges Denken und Handeln bewahren kann und auf der Grundlage eines humanistischen Um-gangs aus seinen eigenen Fähigkeiten das Bestmögliche entwickelt.

„Erasmus meets Cohn“ im Bildungszentrum/Wertschätzung im Fokus

Christel Bohlen, Schulleiterin des Erasmus-Gymnasiums, zog Parallelen zwischen den beiden Personen Ruth Cohn und Erasmus von Rotterdam. Zwar handelt es sich um zwei Personen aus verschiedenen Zeiten, doch haben beide etwas gemeinsames: das Handeln in humanistischen Sinne. „Mensch werden, Mensch sein“, stand bei Erasmus an oberster Stelle, bei Ruth Cohn durch „gedeihliche“ Interaktion, geprägt von Humanität und Toleranz soll möglichst vielen Menschen durch systematische Hilfe eine innere Entwicklung des Individuums ermöglicht wer-den.
„Beide Personen können so im besten Sinne zusammenwirken und unseren Schulalltag prägen und bestimmen. Ich freue mich über diese passende Wahl zur Namensgebung.“

Logo zeigt die verschiedenen Inhalte der TZI

Zum Schluss präsentierten die beiden Schulleiter Berthold Fletschinger und Tobias Barth das neue Schullogo. Es zeigt vier farbige und geschwungene Linien, welche für die vier verschiedenen Kerninhalte des Konzeptes stehen: Das Lernen, das Individuum, die Orientierung und die Verantwortung. Zusammen ergeben diese verschiedenen „Strömungen“ ein organisches, lebendiges System.

Verfasser: Bruno Meyer